Gedanken zum Jahresende

Liebe Gemeinde,

Nacht – erholsam für die einen, quälend und schrecklich für die anderen; denn es gibt diese Nächte, die nicht enden wollen: Im Krankenhaus nach einer Operation. Zuhause im eigenen Bett. Wir drehen uns, von einer Seite auf die andere. Die Zeit schleicht unendlich langsam, will und will nicht vergehen. Die Gedanken kreisen, aber nichts macht richtig Sinn. Ein Blick durchs Fenster, fahles Dunkelgrau. Wann kommt endlich der Morgen?

Endlich:

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“

Wir hören erste Geräusche einer erwachenden Betriebsamkeit. Nachbarn, die zur Arbeit fahren. Schritte im Treppenhaus. Bald werden auch wir aufstehen, um den neuen Morgen zu begrüßen. Bald wird ein Mensch unser Zimmer betreten. Der Morgen ist da, ein neuer Tag.

„Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.“

Der Dichter Jochen Klepper (1903-1942) hat so manche schwere Nacht seines Lebens durchwacht.

Dabei hat er die Erfahrung gemacht: Auch wenn wir in diesem Leben noch mit manchem Dunklen und Schwerem zu kämpfen haben, gilt:

„Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“

Von Gottes Angesicht kommt uns die Rettung her. Gott wandelt alles. Selbst in der Dunkelheit kann Gott Licht machen. Für uns bedeutet das: Wer viel zu leiden hat, darf mitten in den Dunkelheiten seines Lebens auf den Trost und die Kraft dessen hoffen, der selbst die bitter-ste Todesnacht überwunden hat: Jesus Christus.

Auch wer Schuld auf sich geladen hat, muss nicht in Sack und Asche gehüllt gehen, sondern kann sein Antlitz offen zeigen – sein Gottvertrauen wird ihm heraushelfen.

Diese verwandelnde Kraft Gottes werden wir auch in diesem Jahr wieder zu Weihnachten erfahren. Mit dem Kind in der Krippe ist bereits jetzt schon eine neue, lichte Zeit angebrochen.

Stimmen wir in dieser Adventszeit unsere Seele auf das Erwarten des Morgensterns, Christus, ein!

 

Ihre Pfarrerin Katrin Seifert