Erläuterung zur neuen Stelle des "Halleluja" in den Gottesdiensten unserer Gemeinde

Mit der vor einem Jahr im Bereich der EKD eingeführten neuen Ordnung der Texte und Lieder im Gottesdienst ist u.a. auch eine liturgische Revision des Halleluja-Gesangs umgesetzt worden. Auf die Epistel- oder AT-Lesung folgt nun direkt das Wochenlied und erst anschließend das Halleluja, bevor mit dem Evangelium fortgefahren wird. Warum greift man heute in diese seit den 1950er Jahren bestehende Ordnung ein?

 

Die liturgische Forschung ist sich sicher, dass das Halleluja seit der Antike im Kontext der Feier des Osterfestes seinen Platz hatte. Dies weitete sich aus: Der Osterjubel Halleluja wird mit der Lesung jedes Evangeliums verbunden – Es wird zur Begrüßung des auferstandenen Herrn Jesus Christus, der im Evangelium zu seiner Gemeinde kommt und spricht. Das Problem, welchem sich die Revision widmet, liegt darin begründet, dass es heute zwei Stufengesänge zwischen Lesungen gibt (Wochenlied und Halleluja) aber inzwischen nur noch eine Stufe zu erklimmen ist. Anders gesagt: Seit der Reformationszeit hat sich der Ablauf des Gottesdienstes so verändert (verkürzt), dass kaum noch drei Lesungen (AT, Epistel, Evangelium) gehalten werden, die sowohl für Wochenlied als auch Halleluja als eine eigene Stufe zwischen den Lesungen Platz böten. Das Graduale, unser heutiges Wochenlied, bereitete noch vor der Reformation den Weg zwischen AT-Lesung und Epistel. Das Halleluja verband Epistel und Evangelium. Nach der Reformation verschwand das Halleluja und zwischen Epistel und Evangelium rutschte das Graduale, welches wenig später zum Wochenlied der Gemeinde wurde. Mit der Neufassung der Lutherischen Agende von 1955 tauchte das Halleluja wieder auf. Da man die Wochenlied-Texte als stark auf das jeweils gelesene Evangelium verstand, positionierte man das Halleluja vor das Wochenlied, welches direkt vor dem Evangelium stehen blieb. Das Halleluja empfand die Gemeinde damit sicherlich als Antwort auf die Epistel, auch wenn dies von den Vätern der Ordnung von 1955 so nicht gedacht war und inhaltlich auch nicht passt. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, dem Halleluja einen wirklich stimmigen Ort zuzuweisen.

 

Aber erst 2018 konnte man sich entschließen, die Reihenfolge zu ändern und dem Halleluja wieder den ursprünglichen Platz direkt vor dem Evangelium zu geben, auf welches es schon von seiner Entstehung her klar bezogen ist. Zugleich wird das Wochenlied als wirklicher Stufengesang gestärkt und das Halleluja von seiner nicht ganz passend wirkenden Stellung als bloße Antwort auf die Epistel befreit und wieder zum Jubel über das Ostergeschehen.


Andreas Conrad, 29. November 2019